«SHP – Swaziland Homeopathy», Mbabane, Eswatini

Das Swaziland Homeopathy Project, SHP, ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Mbabane, Eswatini. Die Organisation besteht aus einem kleinen, leidenschaftlichen, fünfköpfigen Team von Homöopath*innen und Freiwilligen. Mit Ausnahme unserer ausländischen Freiwilligen sind wir alle in Eswatini, im südlichen Afrika, geboren und aufgewachsen. Wir sind alle besorgt um unser Land und um die Umwelt in der aktuellen Zeit. Wir wissen, dass die biologische Vielfalt bedroht ist, dass die Gesundheitsversorgung unzureichend ist und dass Eswatini von importierten Produkten abhängig ist. Die Organisation wird seit vielen Jahren auf freiwilliger Basis geführt, und Priorität für das Team haben immer die Menschen, denen wir in den Gemeinden dienen.

SHP wurde im Jahr 2008 gegründet, um den Gemeinschaften in Eswatini, insbesondere den einkommensschwachen Menschen in den ländlichen Gebieten, eine erschwingliche alternative Gesundheitsfürsorge einschliesslich Homöopathie als Ergänzung zur Schulmedizin anzubieten. Dies wird durch die Verbesserung von drei Hauptschwerpunkten erreicht: Gesundheit, Ernährungssouveränität und biologische Vielfalt.

Geschichte des Projekts

Bei den ersten Kliniken handelte es sich um Mobile-Clinics, mit dem Ziel, die HIV-positiven Frauen in zwei Kunsthandwerksprojekten, Tintsaba und Gonerural Bomake, zu unterstützen. Eine retrospektive Analyse unserer Patientendatenbank zeigt, dass die Homöopathie zur Linderung der  Nebenwirkungen der konventionellen Medizin helfen kann. Das bedeutet, dass viele Menschen dank der Homöopathie ihre antiretrovirale Behandlung (ART) und andere chronische Medikamente besser ertragen können. Seither sind die Mobile-Clinics vor allem kommunale Kliniken, die durch Mundpropaganda aus ganz Eswatini angefragt werden.  Viele der Kliniken auf dem Land wurden speziell von den Gemeindevorsteher*innen angefordert, und die älteren Gemeindemitglieder, die die Vorteile der Behandlung kennengelernt haben, reagierten positiv.

Im Jahr 2009 erhielt SHP von der sahee Foundation finanzielle Mittel zur Unterstützung einer Vollzeit-Homöopathin, um die aufsuchenden Kliniken zu erweitern und ein Ausbildungsprogramm für Swazi-Homöopathen zu initiieren. Im Jahr 2014 schlossen neun swasiländische Homöopath*innen eine vierjährige Diplomausbildung in Grossbritannien ab.

Im Jahr 2016 konnte das Projekt nach umfangreichen Spendenaktionen den Bau eines Zentrums in Mbabane abschliessen, das als Basis für alle Aktivitäten dient. Das Ekuphileni Wellness Centre besteht aus fünf Beratungsräumen und einem Schulungsraum. Es bietet homöopathische Sprechstunden an, die von SHP durchgeführt werden, und verschiedene andere Therapeut*innen bieten Tiefengewebsmassage, Osteopathie, Kinesiologie, Psychologie, Ernährungs- und Lebensberatung an. Diese Dienstleistungen können nach Terminvereinbarungen mit den einzelnen Therapeut*innen in Anspruch genommen werden. Die Mieteinnahmen des Zentrums tragen zu den laufenden Kosten der mobilen Beratungsstellen bei.

Homöopathie

Die Homöopathie ist eine Therapie, die Menschen, welche unter Krankheit, Trauma, Trauer und Stigmatisierung leiden, eine ganzheitliche Behandlung bietet. Sie ist kostengünstig, sicher, wirksam und eine zunehmend beliebte Form der Medizin. Sie wirkt sich sowohl auf die körperlichen als auch auf die geistigen Symptome eines Menschen aus, der sich in einem Zustand des Unwohlseins befindet. Eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen hat ihren Nutzen bei der Behandlung von Symptomen und bei der Bekämpfung der Nebenwirkungen konventioneller Arzneimitteltherapie bewiesen. Bitte beachten Sie, dass die Homöopathie nicht den Anspruch erhebt, eine Krankheit zu heilen, sondern dass sie die individuelle Immunantwort auf eine Krankheit unterstützt.

Seit den Anfängen hat sich SHP schrittweise den Aufbau eines lokal nachhaltigen und erschwinglichen Dienstes für die Gemeinschaften in Eswatini vollzogen. Bis heute hat das Projekt landesweit mehr als 11’000 Patient*innen aller Altersgruppen und Geschlechter mit Homöopathie unterstützt. SHP hat sich der Überwachung und Bewertung verschrieben und im Jahr 2009 eine Datenbank eingerichtet, die auf einem Punktesystem für das Wohlbefinden des Einzelnen basiert. Durch die Analyse der Wirksamkeit der homöopathischen Behandlung, der Nachfrage der Patient*innen und des individuellen Bedarfs an aufsuchenden und kommunalen Kliniken können unsere Dienstleistungen optimiert werden.

Das Punktesystem basiert auf einem Karnofsky-Score (funktionaler Gesamtgesundheitsstatus) und einem VAS-Score (visuelles Analogsystem), mit dem die Wirksamkeit der Behandlung bewertet wird. Die Datenbank umfasst mehr als 11’000 Patient*innen, und eine im Jahr 2019 veröffentlichte retrospektive Analyse kam zum Schluss, dass die Homöopathie nachweislich zu einer Verbesserung der Symptomwerte und der Lebensqualität beiträgt. Ein weiteres starkes Indiz dafür, dass unsere Arbeit positive Auswirkungen hat, ist die Tatsache, dass unsere Kliniken ausschliesslich durch “Mundpropaganda” besucht werden. Die Zahl der Konsultationen ist konstant, obwohl unsere Kosten dreimal so hoch sind wie die in den staatlichen Gesundheitszentren erhobenen Gebühren.

Die Aufzeichnung der Daten über die vergangenen vierzehn Jahre hat es ermöglicht, den Zustand der Patienten und die Wirksamkeit der homöopathischen Behandlungen zu analysieren und die Grundlage für ein Repertorium zu schaffen.

Mobile Clinics

Die meisten unserer Begünstigten sind Frauen zwischen 50 und 70 Jahren. Diese Frauen sind das Rückgrat der afrikanischen Gesellschaft. Sie sind Grossmütter, und viele von ihnen sorgen für das Einkommen von mindestens acht Familienangehörigen in ihren Häusern. Ihre Gesundheit und ihre Lebensqualität sind unerlässlich und wichtig. Eine gute öffentliche Gesundheitsversorgung ist in den ländlichen Gebieten nicht immer zugänglich, weshalb ihnen unser Projekt eine Alternative in Form der Homöopathie bietet. Dies geschieht derzeit mit monatlich sieben Besuchen in ländlichen Regionen und wöchentlich zwei Besuchen in Mbabane mittels Mobile-Clincs. Mobile-Clincs stehen  auch in Mosambik an fünf ländlichen Standorten etwa viermal pro Jahr zur Verfügung.

Die Fortführung dieser Kliniken beruht auf Anfragen der lokalen Gemeinschaften und Empfehlungen früherer Patient*innen. Sie werden vollumfänglich von den swasiländischen Homöopath*innen geleitet. Die meisten dieser Kliniken befinden sich im nördlichen Teil von Eswatini, aber es gibt viele Anfragen für Kliniken in anderen Gebieten, die derzeit nicht besucht werden.

Der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung ist in Eswatini eine echte Herausforderung. Es gibt finanzielle und logistische Probleme, die den Zugang und das Recht auf eine angemessene Gesundheitsversorgung erschweren und einschränken. Mit einer Lebenserwartung von 60 Jahren und einem hohen Anteil von Jugendlichen und Erwachsenen im Alter von 15 bis 24 Jahren, die positiv auf HIV getestet werden, sind die Anforderungen an das Gesundheitssystem erheblich. Tuberkulose ist ein ständiges Problem, ebenso wie Krebs, Diabetes und Bluthochdruck. Trotz der Verfügbarkeit der antiretroviralen Therapie (ART) und anderer konventioneller medizinischer Unterstützung gibt es immer noch eine beträchtliche Anzahl von Patient*innen, denen es nicht gut geht und die demzufolge unproduktiv im Alltag und bei der Arbeit sind.

Das SHP hat anhand der statistischen Analyse der Patientenbewertungen in der Datenbank festgestellt, dass die homöopathische Behandlung in Kombination mit der konventionellen ART einen synergistischen Nutzen für die mit HIV/AIDS lebenden Menschen hat. Die Patient*innen berichten über ein verbessertes allgemeines Wohlbefinden, einen besseren Umgang mit Nebenwirkungen und eine höhere Produktivität bei ihren täglichen Aktivitäten. Dies gilt nicht nur für HIV-Medikamente, denn die Mehrheit der älteren SHP-Patient*innen, die auf andere konventionelle Medikamente angewiesen sind, verzeichnen ebenfalls eine verbesserte Gesundheit und Arbeitsproduktivität.

Naturschutz

SHP setzt sich auch für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein. Eines unserer Projekte ist der Anbau und die Verbreitung von gefährdeten einheimischen Heilpflanzen. Im südlichen Afrika und in Eswatini ist die Nachfrage nach Heilpflanzen gross. Mehr als 3’000 traditionelle Heilpraktiker*innen (TMPs) sind auf Heilpflanzen als kulturelle und wirtschaftliche Ressource angewiesen. Aufgrund nicht nachhaltiger Erntemethoden sind mehrere Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Seit dem Jahr 2016 verteilt das SHP Pflanzen und führt Workshops mit TMPs im ganzen Land durch. Dieses Projekt ist sehr erfolgreich, und es gibt eine kontinuierliche Nachfrage für diese Pflanzen und Workshops. Die Überlebensrate der verteilten Pflanzen ist hoch.

Durch die Einführung des Ex-situ-Anbaus und die Durchführung von Workshops über nachhaltige Erntepraktiken für die gefährdeten Arten wird das Aussterben der Wildpopulationen aufgehalten. Vor kurzem sind wir eine Partnerschaft mit dem Royal Botanical Gardens KEW (https://www.kew.org/) eingegangen. Mit der Unterstüzung durch die Spender*innen und als Empfänger eines kleinen Zuschusses des britischen Hochkommissariats im September 2021 befinden wir uns nun in der Anfangsphase der Entwicklung einer Saatgutbank, die zum Schutz dieser Arten beitragen soll.

Seit dem Jahr 2017 führt das SHP landesweite Workshops durch, in denen die TMPs in die Verwendung von Kräutertinkturen eingeführt werden, die eine Alternative und eine nachhaltigere Praxis zu den typischen wasserbasierten Abkochungen darstellen, die sie verwenden. Bei diesen Workshops werden Heilpflanzen und -bäume für den Anbau auf den Bauernhöfen oder in Kleinsiedlungen verteilt und die aus den Pflanzen hergestellten homöopathischen Heilmittel vorgestellt und ihre Verwendung erläutert. Das Beraterteam, das diese Workshops durchführt, besteht aus einer stattlichen Gruppe von Mitarbeitenden, die allesamt Teil der Zusammenarbeit zwischen der Eswatini National Trust Commission (ENTC) und SHP sind. Dank sahee standen im Jahr 2018 weitere Mittel für zusätzliche Prüfungen zur Verfügung, nämlich Alepidia Cordifolia, Artemesia Afra und Boweia volubis. Im Jahr 2022 kann mit Unterstützung von hmswiss die letzte Prüfung in dieser Serie, Eleandendron transvaalensis, abgeschlossen werden. Diese ergänzen die ersten Prüfungen von Warburgia salutaris und Siphonochilus aethiopicus auf ideale Weise.

Andere Projektaktivitäten

Bauernmarkt und städtische Garteninitiative

Unser Ziel ist es, chronischen Krankheiten vorzubeugen und die Lebensqualität zu verbessern, indem wir gesunde Ernährungsgewohnheiten und -entscheidungen einführen. Wir haben einen monatlichen Bauernmarkt eingerichtet, der den Menschen in Eswatini Zugang zu lokalen Bioprodukten verschafft und ihnen das Bewusstsein und das Verständnis dafür vermittelt, woher ihre Produkte stammen. Der Markt dient auch als Plattform für Gärtner*innen, Kleinsiedlungen und Landwirt*innen, um ihre überschüssigen selbst angebauten Produkte zu verkaufen bzw. zu handeln. Diese Initiative läuft bereits seit drei Jahren erfolgreich und ist die erste ihrer Art im Land. Trotz der Schwierigkeiten und Einschränkungen durch die COVID-Sperren konnte der Markt die Gemeinden weiterhin mit Bio-Produkten versorgen. Einzelheiten sind auf der Facebook-Seite des Marktes zu finden: https://www.facebook.com/ekuphilenifarmers/

Eswatini Urban Garden-Initiative

Diese Initiative wurde 2019 in Zusammenarbeit mit PELUM und Solidarity Eswatini gestartet. Ziel der Initiative ist die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltungen, Schulen, Anwohner*innen und Landbesitzer*innen, um in städtischen Gebieten Eswatinis widerstandsfähige und lehrreiche agrarökologische Projekte zu entwickeln, die auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Ernährungssouveränität des Landes reagieren. Das erste dieser Projekte ist der Mbabane Urban Garden.

Eswatini importiert etwa 80 Prozent seiner “frischen” Produkte. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies unnötig ist, da die Ressourcen und Mittel vorhanden sind, um unsere eigenen Lebensmittel vor Ort anzubauen. Aufgrund der Verstädterung und der grossen Zahl an informellen Siedlungen haben viele Stadtbewohner*innen keinen Zugang zu frischen Bio-Produkten und sind auf Supermärkte angewiesen. Deshalb wurde der Mbabane Urban Garden (M.U.G.) eingerichtet, der der Öffentlichkeit direkten Zugang zu biologischen, lokalen Produkten bietet und so den Bedarf an Lebensmittelimporten verringert. Diese Grünfläche ähnelt dem Bauernmarkt, da sie die erste ihrer Art ist und verschiedene nachhaltige ökologische Anbaumethoden wie Permakultur demonstriert. Es werden Ernährungs- und Permakultur-Workshops veranstaltet, um die Öffentlichkeit mit den notwendigen Fähigkeiten und Werkzeugen auszustatten, damit sie ihre eigenen Lebensmittel anbauen und so ihre Gesundheit wieder in die eigenen Hände nehmen kann.

Unser Team

  • Barbara Braun – Leiterin/Homöopathin
  • Tina Ho – Freiwillige/Verwaltung
  • Siphiwo Ndzinisa – Homöopathin/Überwachung und Auswertung
  • Jimson Simelane – Klinikmanager/Logistik/Datenbank
  • Alyson James – Homöopathin/Gartenbauerin

Da wir eine kleine Organisation sind, die sich mit Homöopathie befasst, war es schwierig, finanzielle Mittel zu beschaffen, denn die Homöopathie steht in vielen Teilen der Welt unter Beschuss. Daher ist unser Team klein, und das bedeutet, dass jeder an allen Aktivitäten beteiligt sein muss. Alle unsere Mitglieder sind in der Lage, die Datenbank zu betreiben, die Apotheke zu unterhalten, Workshops zu Ernährung und Homöopathie durchzuführen und die Aktivitäten zu überwachen und zu bewerten. Im Jahr 2018 haben sich zwei Mitglieder unseres Teams im Rahmen einer Ausbildung der Universität Pretoria als Monitoring- und Evaluierungsberater qualifiziert.

Wir freuen uns, unser Fachwissen in den Bereichen Ausbildung, Forschung, Monitoring und Evaluierung sowie Datenbankmanagement weiterzugeben und haben im Laufe der Jahre mit mehreren anderen afrikanischen Homöopathie-Projekten zusammengearbeitet, nämlich dem Maun-Homöopathie-Projekt, Homöopathie für Gesundheit in Afrika in Tansania, der 4 Kenia School of integrated medicine in Kwale Kenia, dem Homöopathie-Projekt in Ghana und dem Khula Natural Health Centre in Kwa Zulu Natal, Südafrika.

Wir sind hmswiss sehr dankbar für die grosszügige Hilfe und möchten der sahee Foundation aus der Schweiz für ihre Unterstützung in all den Jahren danken. Ohne diese Unterstützung wäre SHP nicht da, wo es jetzt ist.